Was ist die Aufgabe der Vermesser? Die Schleuse des Nord-Ostsee-Kanals in Brunsbüttel – Teil 2

Was ist die Aufgabe der Vermesser? Die Schleuse des Nord-Ostsee-Kanals in Brunsbüttel - Teil 2

MICHAEL DUDA im Interview: Die Schleuse in Brunsbüttel

Letzte Woche haben wir bereits unser Vermessungsprojekt für die Schleuse des Nord-Ostsee-Kanals in Brunsbüttel vorgestellt. Nun wollen wir im Interview mit Michael Duda, der seit Projektbeginn vor sieben Jahren als leitender Vermesser tätig ist, einen genaueren Blick darauf werfen, was ein solches Projekt ausmacht und welche Aufgaben einem Vermesser zukommen.

Wie beginnt so eine Vermessung? Was genau muss getan werden?

Grundlage einer jeden Vermessung ist ein möglichst stabiles, spannungsfreies – so genanntes – Festpunktfeld, auf dem alle folgenden Messungen basieren.

Vom Bauherrn wurden uns zu Beginn des Projekts Festpunkte (Vermessungspfeiler) übergeben. Aus dieser Vorgabe erstellen wir durch zusätzliche Pfeiler und Gebäudepunkte ein komplexes Feld von Festpunkten für das Bauvorhaben. Die Genauigkeitsanforderung von ca. 1,5mm in Lage und Höhe macht den Einsatz der genauesten Tachymeter und spezielle Messverfahren und Auswertetechniken erforderlich. Wir nutzen für die Kontrollvermessungen die Monitoringstation TM50 von Leica. Zusätzlich wird eine Leica TS16-Station eingesetzt, die auch von nur einer Person bedient werden kann.

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Auf was für Schwierigkeiten stößt man bei der Vermessung? Was muss beachtet werden?

Die Ausdehnung des Vermessungsnetzes beträgt ca. 1,5 km x 0,5 km. Erschwerend bei den Vermessungen ist der Schiffsverkehr in den Schleusen bei wechselnden Wasserständen, das Wetter und der Baustellenverkehr. Rund 50 Festpunkte wurden – nach einer längeren Vorbereitungsphase – innerhalb einer Woche mit vier Vermessern durchgeführt. Es reicht allerdings nicht, diese Festpunkte nur einmal zu definieren: Da die Vermessungspfeiler auf der Schleuseninsel durch die Bautätigkeit beeinflusst werden und sich die anderen Punkte, z.B. durch Setzungen, verändern können, w

ird jährlich eine Überprüfung durchgeführt und für veränderte Punkte neue Koordinaten ermittelt. Bisher haben wir die erste Vermessung sechsmal aktualisiert.

Bei der Bauvermessung haben wir sehr viel Zeit in die Arbeiten zur Herstellung der Baugrubenwände und provisorischen Anleger investiert. Da im Bestand, in direkter Nachbarschaft zu den bestehenden Schleusen gebaut wird, mussten besonders erschütterungsarme Bauweisen gewählt werden.

Was ist das konkrete Ergebnis eurer Arbeit?

Die über 40 Meter langen Tragbohlen, die dann durch Füllbohlen zu einer dichten Wand verbunden wurden, mussten alle mit einer Toleranz von ≤ 5 cm eingebaut werden. Dazu wurden von uns baubegleitend spezielle Rammführungen eingemessen, in die dann die Tragbohlen

eingestellt wurden. So haben wir in den letzten Jahren 722 Bohlen positioniert, ein Großteil davon wasserseitig und teilweise unter Tidebedingungen. Nach der Herstellung der Baugrubenwände und dem Einbau des Unterwasserbetons erhält man dann nach dem Lenzen eine trockene Baugrube – ein großer Schritt für den Bau!

Fortsetzung folgt: Teil 3 – Das Projekt und seine Spezifikationen erscheint in einer Woche!